Archiv der Kategorie: gefunden

(graben)

diese vier wände bergen nur die zeichen seiner eigenen unruhe, und um in dieser umgebung ein wenig frieden zu finden, muß er sich immer tiefer in sich selbst vergraben. aber je mehr er gräbt, desto weniger wird noch zum graben übrigbleiben. das scheint ihm unbestreitbar. früher oder später wird er sich aufgebraucht haben.

paul auster „die erfindung der einsamkeit“

(erinnerung)

der mensch hingegen stemmt sich gegen die große und immer größere last des vergangenen: diese drückt ihn nieder oder beugt ihn seitwärts, diese beschwert seinen gang als eine unsichtbare und dunkle bürde, welche er zum scheine einmal verleugnet: um ihren neid zu wecken. deshalb ergreift es ihn, als ob er eines verlorenen paradieses gedächte, die weidende Herde oder, in vertrauter nähe, das kind zu sehen, das noch nichts vergangenes zu leugnen hat und zwischen den zäunen der vergangenheit und der zukunft in überseliger blindheit spielt.

friedrich nietzsche „vom nutzen und nachteil der historie für das leben“

(probleme)

es wäre ein irrtum, wenn wir meinten, weil traditionale handwerkergemeinschaften ihre fähigkeiten von generation zu generation weitergeben, wären die so tradierten fähigkeiten auch rigide festgelegt und könnten sich nicht ändern. das ist keineswegs der fall. so erfuhr die antike töpferei einen radikalen wandel, als die steinerne töpferscheibe erfunden wurde. in der folge entstanden auch neue wege, den ton hochzuziehen. doch dieser radikale wandel trat nur langsam ein. bei linux hat die entwicklung der fähigkeiten eine bescheunigung erfahren. fast täglich kommt es zu veränderungen. auch hier könnten wir wieder meinen, eine gut köchin oder programmiererin kümmere sich hauptsächlich um lösungen von problemen; um lösungen, die den erfolgreichen abschluss einer aufgabe bedeutungen; um abschließungen. doch damit würden wir der tatsächlichen arbeit nicht gerecht. wenn programmierer im linux-netzwerk einen fehler beheben, eröffnen sich ihnen neue möglichkeiten für die anwendung der software. das programm entwickelt sich ständig weiter, es ist kein fertiges objekt. bei linux besteht ein nahezu zeitgleiches verhältniss zwischen dem lösen und dem finden von problemen.

richard sennet „handwerk“

(genau hinschauen)

hinschauen ist anstrengender als anschauen, was erklärt, dass wir über alles anschauungen und in beinahe nichts einblicke haben.

vilém flusser „ins universum der technischen bilder“

(von all den menschen)

schlaf ist unsinn. eine merkwürdige abwesenheit, die nichts zu bedeuten hat. jemand von all den menschen, die man selbst ist, ruht sich aus, die anderen bleiben wach. aus je weniger menschen man besteht, um so besser schläft man.

cees nooteboom „rituale“